Korsika – Hungrige Finger treffen raue Felsvariationen

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Korsika – Hungrige Finger treffen raue Felsvariationen

Sonne, Meer, Strandurlaub? Auf keinen Fall! Wenn wir an unseren Korsika-Trip letztes Jahr denken, fällt uns vor allem die wilde Zeit an unterschiedlichstem Gestein ein. Gestartet sind wir an rundem immer wieder vom Meer geküssten Granit (scharf) direkt an der Küste. Weiter ging es mit rotem (immer noch scharfen) Granit im Landesinneren, worauf feinster Kalk folgte. Doch Highlight waren die unglaublichen Tafoniwelten am Bavellapass (definitiv auch recht scharf). Diese hatten wir so wohl alle noch nicht gesehen.

Schon in der Vorbereitung machten uns die Bilder und Eindrücke aus den Kletterführern, Erzählungen und Internetrecherchen super neugierig. Richtig viele Berichte aus unserem Bekanntenkreis gab es nicht und auch wir waren alle noch nicht auf der Insel. Somit war es uns klar: Der Felskader muss dort hin!

Meret im Tafoni-Zangenparadies in 3G / Foto: Moritz Winkler

‚Tafoni was ist das überhaupt?‘ fragt ihr euch? Der Name kommt von dem korsischen Wort Taffoni (Fenster) oder pietra taffunata (durchlöcherter Stein). Vielleicht denken viele, wenn sie an Korsika denken zuerst an Wildschweine und co., doch für uns Kletternde sind diese Felsformationen ‚Das‘ Wahrzeichen der Insel. Über ihren Entstehungsprozess wird angenommen, dass diese Formationen durch physikalische als auch chemische Verwitterung (Salz, Wind- und Lösungsverwitterung) entstehen. Was die Jahrtausende geformt hat, sind unglaublich beeindruckende Felswände mit wabenähnlicher Struktur.

Das perfekte Gebiet für unseren Abschlusstrip für die Saison 2022/23 war gefunden. Zwei Wochen hatten wir Zeit. Wir das waren Johanna, Meret, Bekki, Valerie, Moritz, Daoud und der Fotograf des Bildes Nici (von links nach rechts / Foto: Nici Schall) sowie unsere beiden Vierbeiner Hugo und Yuki. Also wurde der VW Bus (vielen Dank an Daouds Eltern für die lange Leihgabe) sowie der Caddy von Moritz vollgeladen und los ging es. Erst runter nach Italien und dann schwupps mit der Fähre übergesetzt.

Erstes Ziel waren die Wände in Calvi ‚La bibli‘ direkt am Meer. Hier haben wir viele recht kurze dafür zum größten Teil cleane Risse und erste Kamine gemacht. Highlight ist natürlich das Ambiente. Direkt das tosende Wasser hinter einem macht das Klettern zu einer ganz neuen Erfahrung. Der perfekte Ort um sich für die weiteren Felstage ein zu klettern und am Granit anzukommen. In der gleichen Gegend ging es weiter zum ‚Suare‘. Dort konnten die ersten schweren Klettermeter bezwungen werden z.B. ‚Syntaxe priez pour nous 7b+‘. Leider kam es zu einem kleinen Steinschlag, der unglücklicherweise Merets Handrücken erwischte. Nach Teamärtzin Johannas erste Hilfe Maßnahmen und einem kurzen Stopp in der Notaufnahme hieß es für Meret, die nächsten zwei Tage Pause machen. Wir verließen unseren Campingplatz am Meer nach diesen spannenden ersten Tagen und zogen weiter. Nächster Stopp im wohlbekannten Kalk (‚La Grotte‘). Hier stand schweres Sportklettern auf dem Programm. Moritz eröffnete den Tag für uns mit eine Variante von ‚Négresse blonde directe 8b‘ und seinem Flash in ‚Si sposa 8a‘. Daoud legte nach und kletterte ein Gebiet tiefer (‚La Barette‘) ‚La cordée magique 7c‘. Die Mädels tänzelten unteranderem solide zum Aufwärmen über die ‚Sang sans fer 7a‘ und projektierten die schwereren Routen direkt daneben. Da wir für diese Nacht keine Übernachtung gebucht hatten, gönnten wir uns nach diesem erfolgreichen Klettertag einen abendlichen Ausflug in die Pizzeria. Übernachtet wurde spontan auf einem Parkplatz direkt am Meer, für ein paar Nasen auch direkt unter freiem Himmel.

San Tonio war das nächste geplante Ziel. Dieser Fels hat es vor allem Nici in der Planung angetan, sodass der Trainer voller Elan am nächsten Morgen der Gruppe das Tempo angebend vorweg gestiefelt ist. Aber das Klettern in Korsika hat so seine Tücken. Es ist abenteuerlich, fernab von den Hauptgebieten nicht so viel begangen und meist sind die Zustiege eher einfach im Führer beschrieben sowie stark zugewachsen. Zudem liegt ein toller aussehende Felsturm neben dem Nächsten. Das macht die Orientierung auf jeden Fall auch nicht einfacher. Dennoch haben wir den ausgesuchten Fels gefunden und lasst euch sagen, die Schrammen an den Beinen und die Kraxellei hat sich mehr als gelohnt. Feinste anspruchsvolle technische Kletterei im besten Felsen stand auf dem Programm. Highlight war auf jeden Fall der Riss ‚Danse avec les clous 6b+‘, den wir alle nicht nur für die Fotos bezwangen (Meret war nun auch wieder am Start, sie aber ohne Handklemmer versteht sich).

Bekki am und im Riss, San Tonio / Foto: Moritz Winkler

Weiter ging es für uns mit einem kurzen Felssightseeingstop im Restonikatal (leider zu wenig Zeit dort auch noch zu klettern) zu unserem Hauptziel: Bavellapass. Hier war unser nächster Campingplatz gebucht und auch unsere meiste Zeit wollten wir an den Granitwänden dieses Passes verbringen. Gestartet sind wir mit ein paar mehr Klettermetern am Punta di u Peru mit der Eingehtour ‚U Haddad 6b+‘. Hier konnten wir bei acht Seillängen das Gestein und die verrückten Tafoniwelten endlich richtig kennen lernen.

Die nächsten Tage verbrachten wir in den Sportklettergebieten ‚3G‘, ‚Mescaline Cave‘ und ‚La Barring‘. Schwere Routen erklimmen stand auf dem Programm einige Ticklisten Highlights für euch: Moritz und Daoud konnten ‚Les finishers 8b‘ bezwingen. Meret konnte ‚ Le José mythe 8a‘ punkten. Valerie unteranderem ‚ L’entasseur dans ta soeur 7b+‘ flashen und Johanna ‚Ten formes 7b‘ flashen. Zudem machten sich die Mädels, die diesen Tripp freudiger Weise in der Überzahl waren (soweit uns bekannt zum ersten Mal in der Felskadergeschichte!), eines frühen Morgens auf um ihre Off-width Fähigkeiten zu testen und bezwangen in zweier Seilschaften (Johanna und Meret, Valerie und Bekki) die Route ‚Aqua in Bocca 7a‘. Mit zehn knallharten Einzelseillängen unter anderem zwei perfekten off-width Riss und Kaminstrukturen punktet diese abenteuerliche Route wohl vor allem durch danach verschrammte Beine und Arme. Empfehlung pur!

Moritz hält den Sprung in ‚L’anti-fouge 7c+‘ / Foto: Daoud Sadlowski

Leider ging auch dieser Felskadertrip viel zu schnell vorbei! Ihr wollt noch mehr Eindrücke von unserem Trip? Am Liebsten in bewegten Bildern? Dann schaut doch mal bei uns auf Instagram vorbei. Dort haben wir unter unseren Story Highlights jede Menge Videos und Eindrücke gespeichert.

Fotos der Galerie: Moritz Winkler

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