Der neue Kader in Briançon
Lang ist’s her! – Nach nun fast einem ganzen Jahr nutzte der Felskader die vorlesungsfreie Zeit um Pfingsten und machte sich das erste Mal wieder zu einer mehrtägige Ausfahrt auf.
Doch einiges hatte sich verändert seit dem letzten Mal. Nachdem im Frühjahr die Bewerbungsphase für die Kaderperiode 22/23 stattgefunden hatte, war dies nun der erste Trip in neuer Besetzung. Auch war es nach über zwei Jahren Pandemie endlich wieder eine Ausfahrt, bei der fast das gesamte Team mit am Start war.
Das Ziel waren die Felsen rund um Briançon. Eine herrlich breite Auswahl an schweren und schattigen Sportklettergebieten – genau was es zu dieser Jahreszeit braucht! Das erste Auto aus Tübingen mit Daoud, Helen, Valerie und Jakob erreichte den kleinen Campingplatz bei Puy Saint Vincent bereits um 17 Uhr am Samstag den 04. Juni und schreckte nach ca. 9 Stunden Fahrt nicht davor zurück, noch am selben Tag eine weitere halbe Stunde bis an das Gebiet Entraygues zu fahren. Dort gelang am selben Abend noch Daoud in wenigen Versuchen der Durchstieg von Les Pitchounes (8a).
Als die Truppe aus Tübingen/Reutlingen am späten Abend wieder zurück beim Campingplatz ankam, war bereits das zweite Auto aus Karlsruhe mit Patrick und Meret da. Nach einem schnellen und leckeren Essen ging es dann auch recht zügig ins Bett.
Am nächsten Tag stand für den ersten vollen Klettertag das bekannte Gebiet Tournoux auf dem Plan. Von den zwei möglichen Anfahrten zum Gebiet entschieden wir uns für die besser befahrbare Straße und nahmen dafür den längeren Zustieg in Kauf. Etwas erschöpft oben angekommen machten wir uns zunächst an einigen schönen senkrechten Touren zwischen 6c+ und 7a+ warm, um anschließen weiter in den steilen Sektor Loups Hurlants zu gehen. Trainer Patrick gelang die Begehung von Beauté de chine (8a+) im zweiten Versuch.
Nach einem langen und anstrengenden Klettertag kehrten wir wieder zurück zum Campingplatz, wo bereits Lucas und Felix nach ihrer Ankunft auf uns warteten. In voller Besetzung ging es dann am Montag erstmal wieder nach Entraygues. Hier konnten Lucas und Jakob nachziehen und kletterten ebenfalls Les Pitchounes (8a). Lucas scheiterte am selben Tag nur knapp daran, auch noch Les Fourches Caudines (8a+).
Insgesamt war standen für Dienstag die Zeichen aber eher auf Pausetag, da bei den meisten die Kraftreserven langsam ausgingen.
Nach etwas Hin und Her fuhren wir hoch nach Ailefroide und wärend Patrick, Lucas und Daoud einen weiteren Tag Sportklettern waren, entschied sich der Rest für einen „Active Restday“ mit den Plaisir-Mehrseillängen Snoopy directe und den Fissure d’Ailefroide. Während wir auf die Sportkletter-Fraktion auf dem Campingplatz warteten, ließen wir den Abend mit einer Yoga-Einheit zu Gitarrenklängen ausklingen.
Für den Mittwoch einigten wir uns wieder auf Sportklettern. Diesmal ging es in die Schlucht Le Rif d’Oriol. Zum Auftakt gab es einen „Team-Ascend“ einer namenlosen, wenngleich von grandioser Felsstruktur geprägten 7b+ mit einigen Flash-Begehungen. Nach einigen schweren Begehungen ging das „TagesR-anking“ am Ende an Helen, die 7c+ flashte und kurz vor Schluss noch den Umlenker von noch La Tuerie d’Oriol (8a) klippte.
Am Abend kamen wir nach 22 Uhr unter starkem Regen auf dem Campingplatz an und kochten uns in aller Eile unter dem Vordach der sanitären Anlagen ein schnelles Abendessen. Für die letzten drei Tage wurde der erste als weiterer Restday festgelegt, um an Freitag und Samstag nochmal mit Vollgas die Projekte angehen zu können.
So entschied man sich für einen Bade- und Sonnen-Tag mit Slackline an einem kalten Gebirgsteich bei Ailefroide um am nächsten Tag nochmal nach Tournoux zu fahren – diesmal auf der schlechteren Schotterstraße. Nachdem wir einige Male mit dem Auto aufgesessen waren, hatten wir anschließend immerhin einer etwas kürzeren Fußweg. Patrick und Helen gelang der Durchstieg der schweren 8a Cost of Freedom, während es sonst nur sehr knappe Beinahe-Ascends gab.
Am letzten Klettertag steuerten wir Rue des Masques an. Vor allem auch deswegen, weil sich Felix an das hervorragende Baguette des dortigen Bäckers erinnerte. Dieser hatte dann allerdings leider genau an jenem Tag geschlossen.
Viel ging klettertechnisch allerdings nicht mehr. Ob es nun die allgemeine Ernüchterung über den Bäcker oder einfach die muskuläre Vorbelastung war, lässt sich im Nachhinein nur noch schwer sagen. Lediglich bei Helen klappte am Ende des Tages bei nahezu Dunkelheit noch das 7c+ Projekt und Valerie flashte die 7b Le Chibre.
Am Sonntag hieß es dann Abschied nehmen. Während Lucas und Felix weiter in Frankreich blieben, fuhr der Rest wieder zurück aus der erfrischend kühlen französischen Bergluft ins sehr heiße Deutschland.