Zum Einbohren noch schnell nach Norwegen

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Zum Einbohren noch schnell nach Norwegen

Große Wände einbohren war mir, als „fränkischer Sportkletterin“ mit maximalen Höhen von 25 m, ziemlich fremd, bis ich im Sommer von den anderen Felskaderleuten, die gerade in Norwegen unterwegs waren, die Info bekam, dass sie die MEGA-Wand zum Einbohren gefunden hatten. Kurzerhand fuhr ich (zugegebenermaßen auch auf Grund des schlechten Wetters) vom Klettern in Brian­­con nach Hause und buchte sofort einen Flug nach Trondheim.

Die Zeit reichte gerade so, um die kompletten Klamotten von vier Wochen Kletterurlaub in Südfrankreich in die Wäsche zu schmeißen, neu zu packen und drei Tage später schon wieder im Flieger zu sitzen. Praktischerweise deckte sich das Datum meiner Ankunft mit dem Tag, an dem die anderen (Katinka, Axel, Miri und Paul) wieder zurück nach Deutschland fliegen mussten, so dass ich den „Flughafen-Bring- und-Abholservice“ von Jochen in Anspruch nehmen konnte.

Gerade angekommen gings mit den noch verbliebenen Kadermitgliedern Tom, Alex und Jochen als allererstes an die neu entdeckte Wand. Dort wurde erst einmal alles bestaunt, um dann die von den anderen schon eingebohrten Touren soweit es ging zu wiederholen.

Milena Norwegen
Bei der Wiederholung von Miris Tour: „Aurora Borealis“ 7b+

Als sich dann nach ca. eineinhalb Wochen endlosen Regens endlich ein Gutwetterfenster auftat, nutzen wir dieses sofort. Wir konnten es kaum erwarten und seilten uns die ca. 100m-Wand ab, was für mich zwar nicht das erste Mal abseilen, aber doch ein bisschen ein Abenteuer war. Wie erhofft, sahen die Strukturen nicht nur vom Boden, sondern auch aus direkter Nähe gigantisch gut aus, sodass wir gar nicht anders konnten als die Bohrmaschinen auszupacken und loszulegen.

Milena Abseilen Norwegen Milena Bohren Norwegen
Endlich die 100m-Wand abseilen      …      und Zwischenstände bohren

Nachdem uns Runar ein paar Tage zuvor während der in Toms Bericht „Sesshaft in Flatanger- Norwegen Teil 4“ näher beschriebenen „Canyoning-Einbohr-Aktion“ einen Crashkurs im Bohren gegeben hatte, konnten wir auch gleich loslegen. Also bohrten wir beim Abseilen zwei Zwischenstände, bis wir auf ca. 40 m die Umlenker setzten konnten.

Und dann ging die Arbeit los: erstmal die Fixseile anbringen, über die Tour abseilen, alles anschauen, überlegen, wo die Haken am sinnvollsten gesetzt werden. Unten angekommen, gab es eine kurze Mittagspause,  dann kam neues Material an den Gurt, Jümar ans Seil und los gings die 40 m wieder nach oben. Das Jümarn war zwar mit Hammer, Haken, Bohrmaschine und dem ganzen anderen Material, was man eben sonst noch braucht, ganz schön anstrengend, aber es lohnte sich doch jedes Mal, da man die einzelnen Teile der Tour nochmal aus der Nähe betrachten konnte, denn die Felsqualität war einfach der Wahnsinn. Das Einbohren war auf Grund des teilweise doch recht stark überhängenden Felsens ziemlich anstrengend, da wir uns ständig mit Klemmgeräten und Skyhooks an die Wand ziehen mussten. Auf der anderen Seite konnten wir aber dadurch auch bei Regen relativ gut arbeiten. Und Regen hatten wir quasi jeden Tag.

Trotzdem muss ich sagen, dass, obwohl das Einbohren zwar neu und anfangs auch etwas unbehaglich für mich war, mir die kreative und praktische Arbeit nach und nach echt richtig viel Spaß gemacht hat.

Milena Bohren Hammern Norwegen Milena Material Norwegen
hoch-konzentriert      …      Wo genau soll hier jetzt die Umlenkung hin?

Milena Schrauben Norwegen
Körperspannung war gefragt.

Nach drei Tagen harter Arbeit, ca. 20 gesetzten Haken, Unmengen gejümarten Metern und einem tierischen Muskelkater war die Tour quasi fertig. Leider war aber auch unsere Zeit in Norwegen schon wieder vorbei, sodass es zum Putzen und Versuchen der Tour leider nicht mehr reichte. Aber deshalb ist die nächste Reise ja schon geplant…