Shanti Shanti in Hampi
Im August 2019 startete meine kleine Asien-Tournee. Ich „Nici“ hatte die Möglichkeit bekommen ein Auslandssemester in Malaysia zu absolvieren. Dort kam das Klettern aufgrund einer nicht optimalen Infrastruktur zu kurz. Tagestrips an die Batucaves und ein Kletterhallenbesuch auf Bali waren die klettertechnischen Highlights der ersten vier Monate. Wie ihr euch vorstellen könnt stellte mich das bei Weitem nicht zufrieden und so schmiedete ich einen Plan für meine zweimonatigen Semesterferien, die im Januar 2020 starteten. Die Vorlesungszeit über versuchte ich mich mit meinem Hangboard und dem zu meinem Apartment gehörenden Fitnessstudio so gut wie möglich in Form zu halten.
Mein Flugzeug startete in Kualalumpur und landete 4,5 Stunden später in Bangalore (Indien). Direkt nach der Ankunft erwartete mich eine scheinbar unlösbare Aufgabe: Ich musste meinen Bus nach Hampi finden. Das hört sich im ersten Moment nicht sehr anspruchsvoll an. Wenn die Bushaltestelle jedoch irgendwo im nirgendwo in einem abgelegenen Industriegebiet ist, in welchem niemand ein Wort englisch spricht, dann schon. Kein Indiz deutete darauf hin wo genau sich meine Haltestelle befindet. Da kann man schon mal nervös werden. Glücklicherweise haben mich meine beiden tollen Felskadertrainer Paul und Ole schon lange durch verschiedenste Meditationsübungen Gelassenheit gelehrt, was mich in diesem Moment rettete 😀
Dann ging es los-aber nicht wie erwartet. Punkt 21 Uhr kamen im fünf Minuten Takt 30 Busse an und die Busfahrer schrien, ohne anzuhalten, ihr Zielorte auf Hindi aus ihrem Fahrerhäuschen und weiter ging´s. Mit meinem Ticket winkend lief ich durch die ebenfalls wartende Menschenmenge, mit der Hoffnung jemand werde mich in den richtigen Bus lotsen und ich hatte Glück. Ein junger Mann nickte mir zu, woraufhin ich ihn die nächste halbe Stunde verfolgte und schließlich sehr erleichtert meinen Bus betrat. Nach 8 Stunden holpriger Fahrt durch die Nacht erreichte ich pünktlich zum Sonnenaufgang das Boulder-Paradies Hampi. Was ein Start!
Anreise:
Von Bengalore fährt man mit Bus oder Bahn nach Hospet (Hosapetet), von dort kann man entweder ein Tuk Tuk oder einen Bus nach Hampi Island nehmen. Das ist eine kleine Flussinsel auf der sich die Boulderszene versammelt und die meisten Unterkünfte angesiedelt waren (dazu später mehr).
Bus: Es gibt schnelle und bequeme Nachtbusse von Bangalore. Ich habe diese Variante gewählt, da es ohne indische Telefonnummer teilweise schwer ist ein Zugticket zu bekommen.
Zug: Der Zug in Indien ist ein sehr komfortables Verkehrsmittel. Die Registrierung zum Onlinekauf von Tickets ist für Touristen schwierig, deshalb habe ich meine Zugreisen in Indien über dortige Reisebüros gebucht.
Tipp: Rechtzeitig buchen. Die Züge sind oft Wochen im Voraus ausgebucht. Es gibt Touristen Kontingente direkt an den Bahnhöfen, worauf aber nicht immer verlass ist.
Ankunft in Hampi:
Ich war alleine unterwegs und habe mich im Vorfeld immer gefragt „werde ich dort genügend Boulder-Partner finden?“. Die Antwort ist „Ja“. Nach der Fahrt mit dem Nachtbus erreichte ich Hampi um 6 Uhr morgens, was für dort eine sehr gute Zeit war. Aufgrund des teilweisen sehr heißen Wetters in Süd Indiens, kann man entweder morgens von ca. 6:30 bis 10:30 Uhr oder von 16:30 bis 22 Uhr bouldern gehen. Direkt nach meiner Ankunft traf ich eine zehn köpfige Gruppe von Boulderern beim Frühstück. Diese Leute wurden dann in den nächsten Wochen meine Weggefährten und Freunde. Fünfzehn Minuten nach meinem Eintreffen hatte ich schon ein gemietetes Crashpad auf dem Rücken und war unterwegs in Richtung Bouldergebiet.
Bouldern in Hampi:
Das Gestein in Hampi ist Granit, und die Ausmaße an Potential sind einfach nur unglaublich. Der Grund warum dort nicht schon mehr erschlossen ist, ist das heiße Wetter und die immer schlechter werdende Infrastruktur, wenn man sich von Hampi weiter entfernt. Scheinbar ist die Art des Felsens und die Art des Boulderns mit den Buttermilks (Bishop, USA) vergleichbar, was ich leider nicht bewerten kann, da ich noch nicht in den USA war. Es ist auf jeden Fall übersäht von Micro-Leisten und kleinen Tritten.
Fazit:
Hampi war eine einmalige Erfahrung für mich. Nicht nur im klettertechnischen Sinn, sondern auch von der wunderschönen Natur und der Tatsache das Indien eine ganz neue Welt für mich war, die ich so noch nicht kannte. Zuletzt noch eine traurige Nachricht: Zwei Wochen nach meiner Abreise hat die Regierung beschlossen alle Hotels, Restaurants und Geschäft auf Hampi Island abzureisen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass sich im nahen Umkreis wieder alle diese tollen Unterkünfte und Restaurants ansiedeln werden.
Wie ging es weiter?
Anschließend bin ich von Hospet in 5 Tagen mit dem Zug und Bus nach Nepal gefahren, wo ich dann den Everest Base Camp Treck gewandert bin. Dazu möchte ich euch aber Garnichts sagen- ich denke die Bilder sprechen für sich.
Wenn ihr auch so eine Reise machen wollt und ihr Fragen habt, könnt ihr gerne eine E-Mail an den Felskader BW schreiben oder euch bei mir persönlich auf Instagram (nicischall) melden.