“no worries mate…”
… Oder News from down under
Warum genau muss ich immer wieder den europaischen Sommer auslassen und irgendwohin ans andere Ende der Welt in den Winter fliegen… ??
13 Grad und Sonne, dazu Wind, dass man sich kaum an den Griffen halten kann und das ganze an rot, orangem Sandstein… deshalb… und deshalb auch immer wieder Australien! [Symbol]
Kaum in Melbourne angekommen lief alles wie am Schnuerchen. Die geplanten drei Tagen in der City schrumpften auf nicht einmal 20 Stunden, da mir ein Freund spontan einen Lift in die Grampians angeboten hat. Eine der wenigen Entscheidungen, die kaum ein paar Sekunden gedauert hat; aus dem “Stadtbummel” wurde ein Sprint zurueck zum Hostel, dort die 30 Kilo auf den Buckel und weiter zum Bahnhof und zum Treffpunkt.
Raus aus Melbourne Richtung Horsham, Australiens unendliche Weite, Kaengurus, Gumtrees, oranger Sandstein!
Endlich wieder in den Grampians… und diesmal, nur ein Jahr nach den massiven Bushfires, scheint die Taipan Wall noch viel auffaelliger und provokativer dazustehn.
Der Mount Stapilton Campground und einige der Boulder- und Klettergebiete waren zwar noch geschlossen, aber trotzdem war auch diesmal wieder eine richtig gute “Camp-Ground-Crew” im “Camp Sandy” am Start!
Anfangs herrschte morgens schon recht frueh immer grosse Hektik, da die Sonne ab ca. 14 Uhr in der Wand stand, aber nach den ersten vier Wochen sah die Lage schon deutlich entspannter aus. Nach ‘nem gemuetlichen Fruehstueck und der einen oder anderen Runde ‚Siedler‘ gings meist rauf an die Taipan Wall. Auch wenn es jedesmal irgendwie ewig dauert und viel mehr Aufwand zu sein scheint, eine Tour an der Taipan Wall zu klettern, ist es doch immer wieder gut, sich dem Headgame auszusetzen und sich auf die Reise zu machen und Zug fuer Zug, bzw. von Schuettelstelle zu Schuettelstelle, 30, 40 Meter die orange Wand “rauf zu fahren”…
Gegen Mittag war normalerweise grosses Kino angesagt: von den “Brotzeitfelsen” aus hatte man den perfekten Blick auf alle Channel des Taipan-TV und an guten Tagen konnte man die Anfeuerungsrufe und dann: „victooryy whiiiiper…!!” und „mooore slaack…!!!” selbst unten im Camp noch hoeren…
Marin Bonk
Wie bei jedem richtig guten Klettertrip gab‘s natuerlich auch hier jeden Abend ein grosses Feuer mit gemeinsamen riesen Kochsessions, Geburtstags- und Bin-BBQ-Festen, News und die Tagessends wurden ausgetauscht und die ueblichen Geschichten erzaehlt.
Ein paar Trips in die suedlichen Grampians und der eine oder andere Bouldertag mit der kompletten “Camp-Sandy-Family” waren in der Zeit natuerlich auch mit drin, was die noetige Abwechslung brachte.
Ja, so laesst sich‘s aushalten.. 😉
Bilder Marin Bonk
Nach fast sechs Wochen in den Grampians kam ich dann ueber einen Party-Stop in Arapiles und einen kurzen Melbourne-Kletterpausen-Trip in die Blue Mountains, wo ich fuer vier Wochen in ner super Kletterer-WG untergekommen bin. Sogar mit eigenem ”Schlafzimmer “ mit bis zur 5-Lagen-Matratze… 😉
Hier in den Bluies findest du den kompletten Kontrast zur Ausdauer-Schuettelei an Sloopern auf dem Programm: Leisten knueppeln auf kleinen Tritten und fast senkrechten Waenden (wobei es hier durchaus auch steilere Waende gibt, man muss sie nur finden, aber die Tritte bleiben erstaunlich klein..).
Ich hab hier hauptsaechlich das gute Wetter genossen und viele Touren in der Sonne geklettert, irgendjemand hatte meist Zeit und Lust klettern zu gehn und wenn‘s nur fuer ‘ne afternoon session schnell nach Shipley an den “Hausfels” war. Das Wetter war zum Glueck fast immer gut und die verregneten und wirklich windigen Tage verbrachten wir beim Tee (oder Bier) trinken und Wuerfeln gemuetlich vorm Feuer. Abends kamen meistens Kletterfreunde und Backpacker zum gemeinsamen Kochen vorbei und jeden Montag war Billard-Competition im Pub in Blackheath mit “Teilnahmeplicht“ fuer alle WG-Bewohner und -Besucher, es war also immer was los… [Symbol]
Auch wenn ich im Nachhinein mal wieder (zumindest laut Nicht-Kletterern) nicht wirklich viel von Australien gesehen habe, hab ich es doch genossen, einfach mal in einem Klettergebiet anzukommen und nicht schon wieder weiter “zu muessen”, sobald ich mal ein paar Leute kannte. Einfach mal ein paar Tage abhaengen und gemuetlich klettern gehen, ohne das man das Gefuehl hat: „ich hab schon wieder nur noch soundso viele Tage hier“, das war’s, auf was ich mich nach meinen zwei Monaten in Neuseeland am meisten gefreut habe. Denn in Neuseeland bin ich im Endeffekt doch ziemlich viel “gereist”, meistens aber von Klettergebiet zu Klettergebiet..;)
Angekommen bin ich in Christchurch, wo ich mich, ueber vier Jahre nach dem grossen Beben, nach wie vor wie auf einer riesen Baustelle fuehlte.
Hier hab ich gluecklicherweise gleich am zweiten Tag ueber fuenf Ecken, wie es eben in der Klettercommunity laeuft, ein paar Kiwis kennen gelernt, die mich zum Klettern rund um Christchurch und dann nach Paynes Ford mitgenommen haben. Wie die meisten bin natuerlich auch ich dort ein bisschen haengen geblieben und so wurden aus einer Woche gleich mal zwei. Dann ging‘s aber direkt den ganzen Weg die Westkueste entlang bis nach Wanaka und Queenstown im Sueden. Ziel waren die Darran Mountains am Milford Sound. Gigantisch!! Der Granit dort ist definitiv einer der besten, den ich je gesehen habe. Dem entsprechend und weil das Wetter erstaunlicherweise relativ gut war, verbrachte ich dort gut zwei Wochen. Die Wettervorhersage war zwar immer DAS Thema, aber meistens war‘s dann doch gar nicht so wild. Wenn das Wetter “gut” war (also sonnig) ging‘s rauf auf den Grad und zum Multipitch-Klettern und wenn das Wetter “schlecht” war (also bewoelkt und verregnet) ging‘s nach Little Babylon zum Sportklettern.
Bilder Rich Turner
Sowohl die alpine Kletterei als auch die Sporttouren sind der Hammer! Abends tauschten wir dann in geselliger Runde in der „Homer Hut“ die Bergabenteuer aus und diskutierten die Plaene fuer den naechsten Tag um uns dann am naechsten Morgen wieder auf zu machen. Das Motto des wirklich netten und urigen Huettenwarts Chris war: „It’s not worth doing it, unless it’s fun.. or an adventure..” und Adventures hatten wir einige…
Irgendwann ging‘s dann aber doch wieder auf den Rueckweg und zurueck in den Norden der Suedinsel. Ein kurzer Tagesstop in Castle Hill (nur um sagen zu koennen mal dagewesen zu sein) dann nochmal ein bisschen ausspannen im Hangdog Campground in Paynes Ford, ein bisschen die Natur geniessen und weiter auf die Nordinsel. Hier hatte ich allerdings nur eine Woche von der ich leider ein paar Tage krank war. Aber auch das gehoert zum Reisen. Nach Klettern war mir nicht wirklich, so dass ich im Endeffekt nur als ganz normaler Touri unterwegs war. Auch mal nicht schlecht..
Ja, das war so ganz grob mein Neuseeland- und Australien-Trip bisher. Mittlerweile bin ich schon fast auf dem Weg nach Perth und von dort aus geht‘s weiter nach Sued-Afrika, bzw. erstmal fuer ‘nen Kurztrip zum Plattenklettern an die Spitzkoppe nach Namibia.
Klettermaessig muss ich sagen, hab ich versucht moeglichst viele Touren zu klettern und mich nicht allzu lange an einzelnen Touren aufzuhalten. Ein paar Klassiker und andere nette Touren sind aber trotzdem dabei rum gekommen.. [Symbol] Unter anderem ‚Dancing on a Skrewer‘ in Paynes Ford, ‚No Country for old men‘ und ‚Moses‘ in Little Babylon, ‚Serpentine‘, ‚Eye of the Tiger‘ und ‚Monkey Puzzle‘ in den Grampians und ‚Hairline 2000‘ in den Bluies.
Jetzt freu ich mich schon auf Afrika!
Mal schaun, was das ausser wilden Tieren noch so zu bieten hat…;)
Bericht: Milena Krämer