Gorges du Tarn – Vol. X

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Gorges du Tarn – Vol. X

An Ostern waren meine Freundin Miriam Schulz, Johannes Seiler aus Innsbruck, unser hochmotivierter Kameramann Stefan Bühl und ich in der wunderschönen Gorges du Tarn nahe Millau in Süd-Frankreich. Ich wollte endlich ein altes Projekt abknipsen.

Dieses Jahr war geplant ein professionelles Video, gesponsert von EDELRID über den Durchstieg der Route, zu drehen.

Unsere Reise ging gleich sehr abenteuerlich los.


Adieu Wolfgang“, 11- in der Gorges du Tarn, Süd-Frankfreich | Foto: © Stefan Bühl

Bereits kurz vor Karlsruhe, also nach etwa 70 Kilometer Fahrtstrecke wollte mein schönes Auto nicht mehr weiter fahren und entschied sich mitten in der Nacht, auf einer zweispurigen Autobahn ohne Seitenstreifen, nach Stau ende und direkt nach einer Kurve stehen zu bleiben. Ich blockierte also erst mal gut 20 Minuten die Hälfte der Autobahn. „Kurbelwellensensor defekt“, war die Diagnose des ADAC Fachmanns. Also nächtigten wir eine Nacht bei einem Kumpel in Karlsruhe und brachten mein Wagen am folgenden Tag zu der nächsten Ford Werkstadt, welche dann dummerweise feststellte, dass nicht nur dieser kleine Sensor kaputt sei, sondern ein komplett neuer Motor her müsse. Nach kurzem hin und her schickte ich mein Auto zurück nach Stuttgart in die Werkstadt, ließ mir (Dank ADAC Plus) ein Mietwagen stellen und fuhr auf den Schreck mit einem schicken Touran erst mal weiter nach Süd-Frankreich.

“Adieu Wolfgang, 8c“ hieß die Route, die ich klettern wollte. 2006 war ich erstmals in der Tour, zerrte mir dann aber bedauerlicherweise meine Beugesehne im rechten Unterarm, sodass ich ein ganzes Jahr keinen Griff mehr hängend halten konnte. Dieses Jahr wollte ich mein persönliches Battle mit dieser Route endlich beenden. Aufgrund der sehr exponierten Lage und der atemberaubenden Landschaft drum herum entschied ich mich zusammen mit meinem Sponsor EDELRID und meinem Kumpel Stefan Bühl aus der ganzen Geschichte einen richtigen Film zu drehen.

Es handelt sich um eine etwa 20 Meter lange, circa 40° steile Route überwiegend an Ein – und Zweifingerlöchern. Die Züge sind am Anfang der Route sehr maximal und aggressiv für die Haut. Nach dem Sprung beläuft sich die Schwierigkeit auf etwa 7+. Aufgrund der enormen Hitze, die wir dieses Jahr ende April bereits hatten setzte ich meine Versuche immer morgens zwischen 6 und 9 Uhr und nachmittags ab circa 17 Uhr dazwischen versuchte ich mich bzw. meine Haut zu erholen und das ganze im eins – eins Rhythmus also immer ein Klettertag gefolgt von einem Ruhetag. Für die Miri und den Johannes war das natürlich sehr praktisch. Miri konnte sich über schnelle Begehungen von “Journal Haro, 7c“, einer weiteren namenlosen 7c und “XXX, 7c+“, eine der wenigen nicht gesperrten Routen am Dromedaire, freuen. Erste und letzte gelangen auch Johannes.


Miriam Schulz in einer 7c (UIAA 9) Route

Ich konnte super Versuche setzen und der Kameramann war auch sehr zufrieden mit seinen Aufnahmen, aber mit dem Durchstieg war das so eine Sache.

Der letzte Tag brach an und die Route war immer noch nicht geklettert. Mit der Sonne im Rücken startete ich meinen aller letzten Versuch. Der Crux Zug klappte, die Füße flogen raus doch ich schaffte es sie wieder an die Wand zu setzen. Ein Zug nach dem anderen gelang mir und dann schaffte ich erstmals den Sprung von unten. Ich weiß nicht warum, vielleicht hat es einfach an diesem Tag nicht sollen sein. Das 7er Gelände war erreicht, die Konzentration war da, doch die Schwerkraft war stärker…

Um 9 Uhr küsste leider bereits die Sonne den Fels was übersetzt bedeutete das ich nicht mehr fähig war die kleine Seitleiste des ersten Crux Zuges fest zu halten. Zumindest nicht mehr diesen Urlaub.

Hiermit ging also ein schöner Klettertrip zu Ende. Regen und Hitze, Hautausschläge der Tarnschlucht Raupen (Prozessionsspinner, die dort überall in den Bäumen hängen), die uns fast zum Wahnsinn brachten, guter französischer Rotwein und tolle Klettertage in einem der schönsten Sportklettergebiet Frankreichs.

Anbei ist Part 1 des EDELRID Adieu Wolfgang Videos gefilmt und geschnitten von Stefan Bühl. Part 2 wird erscheinen nachdem ich die Route wirklich durchstiegen habe. Schließlich ist das Battle noch nicht beendet.

P.S.

Nach über 2500 € Reparaturkosten fährt mein Auto mit Austauschmotor wieder wunderbar.

(Falls dies jetzt ein Marketing Manager von VW lesen sollte, ich wäre durchaus bereit über Sponsoring Konditionen zu verhandeln).

Wie auch immer viel Spaß beim Anschauen

Jochen Perschmann

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