Der Felskader im Rätikon

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Der Felskader im Rätikon

Mitte Juni machte sich der Felskader auf den Weg ins Rätikon. Hier wollen einige von uns ihre ersten Erfahrungen in alpinen Mehrseillängen machen, während andere schon mit Know-How und großen Plänen anreisen.

Am ersten Tag geht es nach einer kurzen kalten Nacht schon sehr früh wegen Gewitterwarnung am Nachmittag los. Die Teams teilen sich so auf, dass diejenigen, die mehr Erfahrung in Mehrseillängen und alpinen Routen haben, jeweils die anderen unterstützen konnten. So funktioniert Teamwork im Felskader! Wie angekündigt rollt am Nachmittag dann das Gewitter die Berge hoch und so verkriechen wir uns unter einer Plane und kuscheln uns unter die Autos. Die ganze Nacht regnet es durch. Na toll, da geht ja nie was! Als dann ein ordentlicher Wind aufkommt trocknet der Fels wie von einem riesigen Föhn ab und wir können sogar noch eine Runde klettern.

Ole und Jakob jumarn flott die Fixseile zu Hannibals Albtraum hinauf… Diese Plattenroute recht von Silbergeier ist ein Meisterwerk von Martin Scheel und Röbi Bösch aus dem Jahr 1986 und damit bereits über 30 Jahre alt. Hannibals Alptraum gilt auch heute noch als Testpiece für den alpinen Sportkletterer. Keine Seillänge ist geschenkt und wenn man mal gute Griffe in der Hand hat, steht man weit über dem Haken. Die Nebelwände rollen den Berg hoch, es weht ein höllischer Wind – die Kletterei an Mikrogriffen und -tritten ist extrem ausgesetzt. Direkt im ersten Versuch zieht Jakob mal eben die schwerste Seillänge der Tour onsight durch. Eine 40m lange Platte, ohne Chalk, die Schlüsselstelle in einer seichten Verschneidung, Füße über dem Kopf – nach Ole der beeindruckste Onsight den er je gesehen hat!

Patrick und Marcel wagen sich in New Age (8a+). Die im Jahr 1988 von Beat Kammerlander und Gefährten eingerichtete und ein Jahr später schließlich rotpunkt gekletterte Route am Schweizereck gilt als großer Klassiker und Meilenstein im Rätikon. Die beiden konnten gar nicht genug davon bekommen und stiegen direkt am nächsten Tag nochmal ein. Dass sie dabei immer wieder weite Stürze bis unter den Stand hinlegen, stört sie anscheinend weniger 😉

Die nächsten beiden Tage locken mit bestem Kletterwetter und ermöglichten uns so eine sehr schöne und spaßige Zeit im Rätikon!

Schwierige Mehrseillängen zu klettern ist immer so eine Sache… Oft hat man nicht genügend Zeit die Seillängen mehrmals zu versuchen und so verbleibt es entweder bei onsight oder frei- aber nicht rotpunkt klettern – manchmal auch A0 oder komplett technisch. Doch all das gehört zu dieser wunderbaren Spielart des alpinen Kletterns. Wenn man dann aber nochmal anrückt und die Tour rotpunkt klettern kann ist die Belohnung und Befriedigung umso größer!

Unser Team konnte wunderschöne Routen wie zum Beispiel Galadriel (6c+/7a), Kamala (7a) und Intifada (7a+) klettern. Ole und Jakob versuchten sich in Hannibals Alptraum (7c) und konnten der „Horrorplatte“ an einem weiteren Wochenende auch endlich einer Begehung abringen.

Spätestens nach dieser Felskader-Ausfahrt haben wir alle richtig Lust noch mehr in alpinem Gelände unterwegs zu sein und auch im Rätikon sind ja noch einige Rechnungen offen. Bestimmt wird der eine oder andere dort bald mal wieder in der Wand hängen!

Hier findet ihr noch ein tolles Video von EO Film: https://vimeo.com/233118020

Vielen Dank an Stefan für die Begleitung und Kameradschaft mit der Kamera.

 

 

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