Tessin

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Tessin

Letzten Monat konnte ich ein Projekt abhaken, dass ausnahmsweise mal nichts mit Bouldern oder Sportklettern zu tun hat. Meine Masterarbeit und somit die letzte noch ausstehende Unigeschichte ist endlich vom Tisch.
Es stand also nichts mehr im Wege die ganzen noch offenen Projekte anzugehen, die ich in der letzten Zeit nicht mehr knipsen konnte. Allen voran stand „The Dagger, 8B“ auf der Liste, das ich an Silvester aufgrund des schlechten Wetters leider auf einen anderen Urlaub vertagen musste. Dieses sollte nun umgesetzt werden und so schickte ich noch schnell meinen Bewerbungsunterlagen raus und setzte mich ins Auto Richtung Tessin, um mich dort mit Max und Johannes zu treffen.
Leider meinte es das Wetter auch dieses mal nicht zu gut mit uns und so mussten wir ganze 3 Tage warten bis endlich die Wolken aufrissen und die Sonne hervorkam. Tags zuvor hatte es in Strömen geregnet, aber mit den Bedingungen hieß es nur ein paar Stunden warten bis dann alles trocken werden würde.

5°C, perfekter Sonnenschein und Wind, was will man mehr?

Endlich schmierte die rechte Kante mal nicht und mit ein wenig Feintuning in der Beta klappte auch der Abfasser deutlich besser. Hook legen, die Kante links doppeln und mit rechts in die Henkelleiste schnappen, aufhangeln und konzentriert bleiben. Endlich, die Ausstiegsgriffe in der Hand, von denen man sich in den Nohand auf der Platte schiebt, endlud sich dann auch meine gesamte Anspannung. Irgendwie hat mich dieser Boulder einiges an Arbeit gekostet. Obwohl ich zuvor glaubte er könnte mir liegen, erwies er sich als das genaue Gegenteil.
Die Tage darauf zeigte sich Tessin dann auch wieder von seiner reudigen Seite. Erst Nieselregen und dann Vollschutt. Da bei dem Wetter in Cersciano nicht viel zu holen ist, machten wir uns auf nach Chironico, wo wir  „The Alphane Moon, 8A“ bouldern wollten. Das Teil bleibt immer trocken und ist gewissermaßen die Gym des Tessins. Auf dem Weg dorthin machten wir allerdings noch in Bodio halt. Zeitstress hatten wir aufgrund des Wetters ja eh keinen und da wollten wir uns bei der Gelegenheit noch „Santoku, 8B“ anschauen. Zu unserer Überraschung war dieser bis auf den Ausstieg komplett trocken. Also schnell zurück zum Auto und die Pads holen. Ganze 3 Stunden trotzte der Boulder dem Regen, dann lief es leider auch hier rein. Da die Zeit uns reichte, um alle Sequenzen auszuchecken, war dies aber nicht allzu schlimm und wir machten uns auf zum Alphane Moon.
Dort trafen wir noch Jernej, Klemen und Jakob, die es aus den gleichen Gründen dorthin verschlagen hatte. Klemen konnte Alphane Moon zuvor flashen. Jakob, Jernej und ich sprangen auf den Sendtrain auf und kletterten den Boulder quasi im 30 Sekundentakt. Trotz der schlechten Bedingungen war die Stimmung grandios und die Jungs erzählten uns noch von ihren Erstbegehungen im Val Bavona, die sie in die Tage zuvor dort machen konnten. Ein Video dazu gibt es auch, hier bitteschön :

 

Ein weiterer Boulder der immer trocken ist, ist „La Persistencia de la Memoria, 8A“ von Sebastian Cotting. Dieser befindet sich gleich neben der „Rotkehlchentraverse, 7C“ oberhab von „The Pocket Problem, 7C“ und bietet zuerst athletische Dachkletterei und dann wackelige Züge in der Ausstiegsplatte. Diese ist zwar an sich nicht schwer, aber mit ordenlich Pump kann es dann nochmal spannend werden. Während meinem Go löste sich dann noch ein Kristall im Mono, was mich fast rausgeworfen hätte, aber ich blieb mit etwas Glück geradeso hängen und konnte mir noch eine Begehung sichern.
Einen Tag später ging es dann wieder ans Santoku. Ohne den Regen fühlten sich die Züge dann auch gleich viel leichter an. Nach ein paar Warm-Up-Gos konnte ich das Teil dann schließlich auch ticken. Da dieser Tag auch gleichzeitig die letzte Gelegenheit für einen Durchstieg darstellte, weil es tagsdrauf wieder heimwärts ging, freute ich mich umsomehr. Doch da das Licht noch nicht gänzlich aus war putzten wir noch den Boulder links vom Santoku. Dieser startet an dem großen Untergriff und steigt rechts aus. Da der Cruxzug sehr längenabhängig ist habe ich den nun „Chefkoch“ heißenden Boulder mit 7C bewertet. Es kann natürlich deutlich schwerer sein, wenn man nicht die nötige Länge für den Zug mitbringt oder im umgekehrten Fall viel leichter falls man zuviel davon hat. Rechts vom Santoku hat am selben Tag Dadevi Cora noch „blu come un’arancia“ erstbegangen, für den er auch, wenn ich mich nicht täusche, den Grad 7C vorgeschlagen hat. Da es für mich am nächsten Tag wieder heimwärts ging war es mir dann auch egal dass es abends mal wieder regnete, aber was soll man machen. Kommt man halt wann anders wieder.
Ein kleines Video ist diesmal auch entstanden. (Sorry für die ganze Sonne beim Dagger, aber wir waren nach dem Regentag echt mehr als froh darüber)

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