Welcome Back!!! Zurück in Flatanger

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Welcome Back!!! Zurück in Flatanger

Text: Tom Thudium     Bilder: Rouven Faust und Tom Thudium

Alles ist gut was man gerne tut. Und das muss man wieder tun. Da Norwegen letzten Sommer der Hammer war mussten wir also nochmal hin. Weitere Gründe für die Rückkehr waren natürlich die 1 Million uneingebohrten Projekte, die gebohrten Projekte für die wir zu schwach waren und vielleicht sogar noch die ein oder andere Tour in der Hanshallern Hölle, die wir auch nicht hochgekommen sind.

Also ging es bei der nächsten Möglichkeit nach dem norwegischen Winter wieder ab gen Norden. Glücklicherweise hatten nicht nur uns die neuen Routen gefallen sondern auch Runar von der Noewegian Bolting Foundation und wir bekamen dieses Jahr Unterstützung um neue Routen für die bald erscheinende Climb Norway App zu produzieren.

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Da wir dieses Mal mit dem Flieger nach Trondheim flogen brauchten wir einen Mietwagen. Leider gab es trotz meiner frühzeitigen Buchung, am Abend vorher, Komplikationen und wir hatten somit erstmal keinen Mietwagen. Außerdem versicherte mir die nette und natürlich sehr kompetente Dame am Telefon, dass ein Mietwagen am Flughafen mindestens doppelt so viel kostet wie im Internet, sie da aber jetzt auch nichts machen könnte. Doch nix da! Nach Abklappern der Mietwagengesellschaften (welche ich ja allgemein eigentlich alle für kriminell halte) hatten wir einen Mietwagen der billiger als alle Angebote im Internet war. Verpeilt sein lohnt sich also manchmal doch.

Also frischen Golf geschnappt, ab nach Flatanger und erstmal einklettern. Leider war das bei 1-3 Stunden Schlaf nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt. Doch macht nix. Es gab ja auch noch einen nächsten Tag und der war nicht gerade kurz, denn dank Erdneigung ist es in Flatanger zu dieser Jahreszeit lediglich zwischen halb 12 und etwa 2 leicht dämmrig sonst kann man immer klettern.

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Ganz nettes Setting zum Klettern: die Aussicht von unserem neuen Sektor Foto: Tom

Da wir letztes Jahr schon einiges ausgecheckt hatten, war bei Alex und mir schon die ein oder andere Linie im Kopf, die wir nur noch einbohren mussten. Nach einer kleinen Führung hatte sich auch Rouven schon die ersten Projekte ausgedacht. Bewaffnet mit 100m Statikseil und unserem Boschhammer ging es zuerst in den rechtesten Sektor, in welchem wir die noch am ehesten machbaren Routen erwarteten. Und unsere Erwartungen wurden erfüllt. Die 25 Meter hohe und leicht abdrängende Wand bescherte uns besten Fels in verschiedensten Formen, von perfekt griffigen Leisten über Sloperseitgriffe bis zu marmorierten Strukturen war alles dabei. Nur eins hatten die verschiedenen Gesteine gemeinsam: Sie waren größtenteils perfekt zum Klettern. Die erste Tour wurde somit auch gleich zu einer echten Perle. Einen Nachteil jedoch hatte der Norwegentrip. Ich verpasste unser lokales Volksfest, die Erlanger Bergkirchweih, worüber ich sehr traurig war (besonders bei den norwegischen Bierpreisen) und so bekam die Route den Namen Berganstich.

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Tom in bei der Erstbegehung von Berganstich 7a  Foto: Rouven Faust

Rouven bewaffnete sich auch gleich mit einem Boschhammer und boltete eine richtig coole Tour im linken Teil des Berganstich Sektors. Natürlich wäre es langweilig wenn alles reibungslos ablaufen würde. Vor dem Bohren musste noch ein etwa mannsgroßer Felsblock entfernt werden, der locker in der Wand hing und nur darauf wartete den ein oder anderen Sicherer zu erschlagen. Also organisierten wir uns auf der Farm ein etwa 1,2 Meter langes Brecheisen mit dem Rouven den Block dann elegant aus der Wand hebelte. Leider befand sich unter der Wand der für Norwegen typische Sumpf und so spritze beim Aufschlag des etliche hundert Kilo schweren Blockes eine 5 bis 10 Meter hohe Fontäne aus Matsch nach oben, die den kompletten Einstieg der Route in ein elegantes Braun verwandelte. Doch für Rouven blieb es nicht bei dem Putzen des Einstiegs, denn trotz Warnung von Alex warf Rouven das Brecheisen nach unten und dieses verschwand wie ein Speer im Matsch, so dass nur noch etwa 10 cm des Brecheisens an der Oberfläche zu sehen waren. Da das Brecheisen geliehen war hieß die nächste Mission Befreiung des Excalibur Brecheisenn. Rouven konnte das Brecheisen dann schließlich mit Spaten und anderem Equipment nach einem tagelangen Kampf befreien.

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Rouven befreit Excalibur Foto: Tom

Eigentlich bekamen wir auch die Haken von Runar Carlsons Norwegian Bolting Foundation (danke nochmal), doch trafen diese erst einige Tage später mit Adam Ondra ein und so mussten wir mit unseren Reservebolts arbeiten, welche rasch weniger wurden. Rouven störte dies jedoch wenig und so wurde die ca. 30 Meter lange Tour nach den ethischen Ansprüchen Rouvens mit sagenhaften 6 Bolts ausgestattet. Neben Neutouren mussten wir uns natürlich auch in der Hanshellern Cave austoben, schließlich hat man halt nicht alle Tage Ausdauerrouten im besten Granit der Welt vor sich, die man konsumieren kann. So versuchte sich Rouven zum Beispiel an der sehr coolen Route Tungt møblement (7a+) und Alex und ich  konnten unter anderem die wahnsinnig geile Tour Flaggermusmannnen (8a) klettern.

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Rouven in Tungt møblement 7a   Foto: Tom

In den nächsten Tagen wurden dann aber vor allem unsere Projekte vom letzten Jahr angegriffen. Alex versuchte eine 50 m Traumlinie, die gleich mal am Einstieg einen Hardcore Boulder besaß, der sich leider als mindestens Fb 8b oder unkletterbar herausstellte und somit musste die Tour für uns auf bessere Zeiten verlegt werden oder jemand anderes (Adam Ondra komm mal raus aus der Höhle :)) muss da mal reinfingern.

Mein Projekt war eine Tour, die nach ca. 15 Metern einen Dyno besaß, der von zwei schlechten Leisten an eine 2 Meter entfernte Kelle ging. Klingt einfach, war es aber nicht. Die ersten Versuche gingen eigentlich schon recht gut Richtung Zielgriff und es fehlten nur noch einige Zentimeter. Also wurde erstmal der Einstieg ausgebouldert. Mittels eines Kreuzzugs von einer Schulterleiste kam man perfekt aber anstrengend in die Ausgangsposition für den Sprung. Hammer! So investierten Alex und ich einiges an Zeit in die Tour doch leider kamen die Zentimeter nur sehr langsam, doch so schnell wurde nicht aufgegeben und wir hatten die Hoffnung nicht aufgegeben die Tour noch zu klettern, denn man musste ja schließlich nur ca.  9+ bis zum Dyno hinklettern.

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Tom beim Auftakt der Crux des Dynoprojekts: Foto Rouven Faust

Norwegen ist normalerweise ja eher als regnerisch und kühl bekannt, doch nicht so dieses Jahr. Während meine Anzeige des Laptops 3 Grad und Regen für Pottenstein anzeigte, saßen wir bei 25 Grad auf der Terrasse der Farm und chillten im Schatten um keinen Sonnenbrand zu bekommen. Hammer Start in den Frühling. Leider war unsere Wand eher sonnig ausgerichtet und so mussten wir eben eine ausgedehnte „Mittagspause“ einlegen. Aufgrund meiner physisch genetischen Voraussetzungen war es leider kaum möglich vor 11 oder 12 am Fels zu sein und so konnten wir noch ein bis zwei Versuche bis 2 Uhr machen. Die Mittagspause dauerte dann bis ca. 9 oder 10 Uhr abends und schon war wieder Schatten in der Wand. Zum Glück ist der norwegische Frühlingstag sehr lang und wir konnten so bis ca. 12 Uhr nachts klettern. Zumindest ich konnte die Mittagspause jedoch sehr sinnvoll nutzen und legte regelmäßige Lernsessions ein, die letztendlich auch zu einer erfolgreichen Prüfung führten. Und lernen auf Moosteppichen in der Sonne von Norwegen ist ja wohl allemal besser als in den Hochhäusern von Bruck bei Regen.

Doch natürlich wurde nicht nur weiter gechillt, denn mittlerweile war Adam Ondra angekommen und hatte neben unseren Bolts auch eine ganz gute Show dabei. Adam ist nicht nur eine Klettermaschine sondern auch eine bolting machine, in welcher Zeit er Routen durch diese Monsterhöhle zieht ist der Hammer. Nicht nur wir waren beeindruckt von Adams Auftreten, sonder auch die anwesenden Mädels aus Trondheim, welche in einem Halbkreis um ihn standen und den Kletterstar bewunderten. Da hatte Rouven natürlich kaum eine Chance mehr.

Aufgrund der neuen Bolts konnten wir endlich weiter bohren. Alex bescherte dem rechten Sektor noch ein geniale 7c+ mit einem Abschlusssprung und Ausstiegsmantel, an welchem er noch kurz vor der Begehung aufgrund seiner niedrigen Putzmotivation flog. Direkt daneben bohrte Rouven ein Projekt ein, welches sicherlich auch 8b werden wird und nach Alex‘ Angaben sehr geil sein soll.

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Etwas friedlichere Nutzung einer Kanone der Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg  Foto: Rouven Faust

Kurz vor dem Abschluss wurden wir noch von Olav zu einem Bootstrip eingeladen, bei dem er uns ehemalige Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg zeigte. Der Bootstrip durch die norwegische Schären und Fjordküste war für uns Landratten natürlich ein extrem cooles Erlebnis und machte enorm viel Spass. Bei der Besichtigung der Bunkeranlagen wurde man jedoch schon nachdenklich, für welche Zwecke Deutschland solche riesigen Anlagen in Norwegens Küste baute und was hier wohl alles passierte.

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Olav in seinem Boot Foto: Tom

Weiter bolteten wir noch eine Monsterlinie durch die goldene Wand, welche jedoch auch wieder das Prädikat extrem schwer erlangte. Zudem musste es nach dem ersten Ausbouldern auch noch in meinem linken Knie knacken und so war neben meinen Fingern und dem rechten Knie ein weiteres Körperteil verletzt. Egal – trotzdem Hammer Tour. Nur stärker (oder eben leichter) muss man werden. Aber trotzt Schmerzen konnte ich noch weiterklettern und den letzten Tag/die letzte Nacht noch gut ausnutzen, so dass es mir gerade noch reichte pünktlich um 5 am Flughafen in Trondheim zu sein.

Für mich war der Trip dann auch leider schon wieder vorbei, während Alex und Rouven noch ein paar Tage in Flatanger bolzen durften. Insgesamt hätten wir eventuell noch die eine oder andere Tour mehr durchsteigen können, doch alles in allem war der Trip der Hammer und auch dieses Mal ist wieder klar:

 

WE’LL BE BACK!