Mal wieder richtig Gas geben Tom + Video

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Mal wieder richtig Gas geben Tom + Video

2014 wollte ich endlich mal wieder richtig Gas geben und mein Kletterlevel auf eine neue Ebene bringen. Mit Hilfe von Trainingsplan, Diät und einer guten Portion Wille hatte ich mit „Forget about life for a while“ (fb8a+/b) schon mal mein erstes Ziel im Frühjahr erreicht.

Nachdem ich Forget geklettert hatte, war ich einerseits natürlich mega erleichtert und musste erstmal feiern, andererseits war ich aber auch voll motiviert mit der guten Form noch so einiges niederzureißen. So wurde der Bus gepackt und es ging mit Markus Ixmeier gen Bleau. Erstmal Urlaub und zwar bei Urlaubsbedingungen: 25 Grad und Sonne, super Lifestyle. Schwer bouldern kann ich mit meiner Schweißbehinderung so natürlich nicht. Macht aber nix, denn Bleau hat ja bekanntlich auch den ein oder anderen ganz netten leichteren Boulder. Und es machte mega Spaß sich einfach mal mit Alex in einer 7a zu pushen. Lediglich Dynos gingen performancetechnisch noch ganz gut, da man bei weiten Zügen ja meist etwas größere Griffe in der Hand hat. So war dann auch eines meiner Highlights „Rainbow Rocket“ (fb 7c+), ein 2m Dyno bei dem man sogar auf den Startgriff nachtritt (zum Glück gibt’s draußen da keine Regeln wie beim Dyno Weltrekord).

Fontainbleau Rainbow rocket

Rainbow Rocket Foto: Markus Ixmeier

 

Anschließend ging‘s weiter nach Albarracin. Ich hatte ja schon einiges Gutes von diesem Gebiet gehört, doch wurden die Erwartungen hier sogar noch übertroffen. Vor allem der dominante Dachkletterstyle zauberte mir, als Fingerkraftpfeife und dominant mit dem Oberkörper kletternden Wesen, ein konstantes Lächeln ins Gesicht. Achja und außerdem gab es an jeder Ecke schwere Dynos. Das taugt mir eigentlich schon immer und weiter schadete es nicht, dass ich in Bleau hauptsächlich diese Fähigkeit weiter trainiert hatte. Mantels gab es am Topout zwar auch immer, aber irgendwie gelang es mir dann doch meistens mich mit wahnsinniger Grazilität auf die Blöcke zu wälzen. So konnte ich dann in relativ schnellem Stil einige coole Boulder klettern. Nach meinem 4 jährigem Projektieren von Forget kam mir dies auch nicht wirklich Unrecht. Highlights waren unter anderem „El Varrano“ (fb8a), ein perfekt ins Tal stehender Kompressionsbug, „Zarzamorra“(fb7c+) oder „Zombie Nation“(fb8a,) ein perfektes Schild, durch das man sich primär mit dynamischen Sprungzügen bewegt.  Als mir am letzten Tag trotz „großer“ Hitze (mein Wärmekomfortempfinden überschnitt sich mal wieder recht selten mit dem aller anderen)und großer Verstrahltheit dann auch noch „Cosmos“(8a (+)) gelang, war der Trip dann wirklich perfekt und ich hatte glaube ich das erste Mal in meinem Leben alle Dinger geklettert, die ich mir so vorgenommen hatte.

El Varrano, Albarracin

Foto: Markus Ixmeier

Mit einem Tag Aufenthalt in München ging es dann nach Sizilien auf eine geographische Exkursion.  Ein cooler Dozent, eine coole Crew, Sonne und Strand sorgten da fast ein wenig für Urlaubsfeeling. Klettertechnisch tat mir eine Pause auch gar nicht so schlecht, doch musste ich noch unbedingt barfuß gegen einen Stein latschen und brachte als ein kleines Mitbringsel noch einen gebrochenen Zeh mit nach Hause (Verletzung am Strand, wie bescheuert…).

Erstmal ging’s dann ins Avers, denn in Erlangen ist man ja im Semester noch genug. Natürlich kam ich mit gebrochenem kleinen Zeh nicht in einen Kletterschuh rein (trotz meiner superbequemen Scarpas). Also wurde das Messer angesetzt und die Zehen konnten ab jetzt aus dem Schuh rausschauen. Irgendwie war ich mit den ganzen Schmerzen leider doch nicht so fit und als es in Sofasurfer auch noch im Knie knackte, war die Motivation nur noch so mittelhoch (vielleicht lag es auch daran dass ich mittlerweile schon wieder 7 Wochen unterwegs war). Immerhin gelang mir noch „Unendliche Geschichte 1“(8a/+). Die Linie ist hier aber eh das Ganze. I’ll be back.

Zeh kaputt Schuhprototyp 1

Getunter Schuh

Zuhause bescheinigte mir die Ärztin dann auch 6 Wochen Sportverbot, was ich auf 2 Tage reduzieren musste und mit bisschen tapen ging es dann auch wieder aufwärts. Zur Schonung des Fußes verordnete ich mir hauptsächlich steile Touren, was nicht so schlimm war, da ich mich in diesem Style bekanntlich sowieso sehr wohl fühle. Irgendwie endete ich jedoch eines Tages trotzdem am hängenden Stein und  die steilen Dinger hier sind eher nass, eklig und dreckig und so konnte ich „Cringer“(11-) nicht wiederstehen. Und tatsächlich die Tritte hielten und Züge funktionierten. Einige Tage später folgte dann auch tatsächlich der Durchstieg. Fett! Ob‘s jetzt 8c ist mag ich mal bezweifeln, da ich‘s in 4 Goes dieses Jahr einfach zu schnell gemacht hab. Ist ja auch egal, 8b+ ist auch nicht sooo leicht und die Route ist einfach der Hammer.  Weiter kam im Frühjahr dann der Berg (Erlanger Volksfest) und anschließend die WM, welche bekanntlich ja sehr erfolgreich war – jedoch nicht unbedingt für meine Form. Trotzdem ging fast noch Roof Warrior 8c, wo ich am letzten Tag vor Norwegen leider noch  gepumpt nach der Crux runter gefallen bin. Ist dort zwar nur noch 7b, doch wenn man nie Ausdauer trainiert geht halt bei Zug 35 trotzdem nix mehr.

Der Sommer war mal wieder ganz Norwegen gewidmet. Nachdem ich am Anfang mit kommerziellem Einbohren noch einen ganz coolen Job hatte, zeigte mir Runar Carlsen noch einige weitere schöne Flecken dieses Wahnsinnslandes. Mein Geheimtipp ist Loven. Leider konnte ich hier bei 30 Grad und nur 3 Tagen zwar nichts klettern, doch ist der Fels einfach der Hammer. Ich sag nur 35m Bachgestein. Ich komme wieder.

einbohren mit Runar

Profis bei der Arbeit

Mein Auto wurde mir dann von Vera und Johannes nach Norwegen gefahren und ich wurde in Oslo aufgegabelt – der Felskadertrip begann.

Erster Stopp war Bouldern in Harbak und Vingsand, wobei mein absolutes Highlight hier das Langveggen Dach war. Ein perfektes 10m Schild mit perfekter Gesteinsqualität und ansteigendem Boden. Sehr empfehlenswert (wie eigentlich der Rest von Vingsand auch). Achja bei einem Kopfsprung ins Meer verletzte ich meine Schulter noch ein wenig (das 2. Mal am Strand – vielleicht mag mich das Meer einfach nicht).

Vingsand Yigdrasil  7c+ Langveggen

Yigdrasil 7c+ Foto: Vera Warmbrunn

Unser Hauptziel war aber wieder einmal Flatanger, wo wir auf das ganze Team trafen. Dieses Jahr war unser Kadertrip sehr abwechslungsreich gestaltet und zwischen Bouldertouren, Ausdauerhämmern, Bouldern und Tradklettern konnte jeder seine eigenen Prioritäten setzen und wie immer einiges erstbegehen.

Da ich bei meinem Dynoprojekt immer noch zu schwach für meine Größe war (Peter wir brauchen dich wieder gesund im Team) konnte ich mich vor allem für das richtig lange Zeug motivieren und wollte richtig pumpen gehen. So traf man mich dann auch relativ oft in der Hanshallern Höhle wo es ja bekanntlich ziemlich viele Griffe nacheinander gibt. Ein hart erarbeitetes Highlight war „Waliserne kommt og kommt“ (8b), da ich hier geschätzte 50 Mal am gleichen Slot gefallen bin, den ich schlichtweg nicht traf (da freut sich die Psyche). Weiter konnte ich die 1. Seillänge von „Nordic Flower“ punkten, welche mit nur 97 Zügen dann auch schon etwas pumpig ist. Das Abgefahrene ist hier, dass man eigentlich nur Kellen in der Hand hat und dazwischen auch noch Knieklemmer macht. Dennoch wird man immer platter und zwar im ganzen Körper (ich hatte davor auch noch nie nen gepumpten Bizep). Man fühlt sich eher wie ein Ruderer oder so ähnlich (Paddel sind ja eigentlich auch Henkel wenn ich mir‘s so recht überleg). Im Anschluss versuchte ich noch „Nordic Plumber“ von Ethan Pringel mit 60m und 8c/+ noch länger, schwerer und geiler. Leider war mir diese Tour dann doch zu schwer und ich konnte mir nicht vorstellen, wie man an den Slopern am Ende noch hangeln soll. Irgendwie klettere ich leider halt doch die meiste Zeit in Franken und da bekommt man halt recht leicht ne kleine Ausdauerbehinderung. Aber ich werde mich bessern und dann geht’s wieder zurück.

Flatanger Nordic Flower L1 8b+

Nordic Flower L1 Foto: Mathias König

Ein weiteres Highlight außerhalb der Cave war die „Elchautobahn“ (7b+) eine wunderschöne von Alex erstbegangene Tradtour.

Leider konnte ich keine mega schweren Touren erstbegehen, doch waren einige etwas leichtere Perlen dabei. An meinem Geburtstag konnte ich mit „Fuck you early bird“ (7b+) meine wahrscheinlich schönste Tour erstbegehen. Diese Tour zieht mitten durch eine 40m lange Wand, welche mit die coolsten Gesteinsfeatures besitzt, die ich kenne. Weiter ist es eine der ganz wenigen Ostwände, die es in Flatanger gibt und man mal nicht früh aufstehen muss, obwohl ich das für DIE Tour eventuell sogar mal gemacht hätte.

Ein Vorteil des frühen Aufstehens war jedoch, dass man den ganzen Mittag Zeit hatte irgendwas anderes zu machen. Was bei Mathias und mir neben dem Felsensuchen vor allem das Angeln war. Am Anfang war es zwar noch ein deutliches Negativgeschäft, da wir doch den ein oder anderen Köder versenkten, doch am Ende mit einem kleinen Ruderboot hatten wir es immer mehr raus und 25 Makrelen in 30 min war schon der Hammer. So konnten wir immerhin unseren Proteinhaushalt auch bei norwegischen Preisen top abdecken.

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Milena in Fuck you early bird Foto: Tom Thudium

Alles in allem war der Trip mega gelungen, doch war es auch cool nach über 2 Monaten mal wieder „daheim“ in Erlangen zu sein und die ganze Crew hier mal wieder zu sehen. Schließlich kann man ja auch hier in Franken ein wenig klettern. Und dies klappte auch unerwartet gut. Die Boulderpower war noch da (keine Ahnung warum, vielleicht gutes Gewicht oder so?) nur hatte ich jetzt das erste Mal seit Jahren auch noch ne gute Portion Ausdauer dazu. Eigentlich ein ganz geiles Gefühl. „Roof warrior“ fühlte sich jetzt mega locker an. Da man in Franken ja bekanntlich nix geschenkt bekommt, musste ich natürlich aus irgendwelchen dummen Gründen trotzdem noch 2 Tage runterfallen (Hook gerutscht, Griff ausgebrochen und dann Griff nass…). Dann war die komplette Tour natürlich auch erstmal nass. Bei dem ersten Ansatz von Trockenheit war ich dann aber wieder da und kletterte die Tour eben mit ein paar nassen Griffen, egal, voll geil. Weiter konnte ich noch den Klassiker „Ghettoblaster“(8b/+) klettern. Leider reizte ich mir bei den vielen Monos ein wenig das Ringband (ich dachte immer ich würd mich nur bei Leisten verletzten und Monos kann ich. Ist wohl nicht mehr so. Bin ich mit 26 schon so alt?). Da ich mit dem Finger aber noch „Nashville Pussy“(8b) klettern und „das Tor zur Hölle“(fb8a/+)bouldern konnte, machte ich trotzdem erstmal keine Pause. Eigentlich fühlte ich mich da gerade schlichtweg zu fit für. Danach konnte ich jetzt noch unseren lokalen Spaßwettkampf gewinnen und mich für ein Jahr offiziell Blockheld nennen. Da der Finger leider nicht besser wurde, habe ich mich nun entschieden doch Kletterpause zu machen und konzentriere mich nun eine Weile voll aufs Oberkörpertraining und andere Dinge (wie endlich mal mein Frankenvideo zu schneiden, Artikel für die Scarpa Homepage zu schreiben oder vielleicht sogar n bissl mehr für die Uni zu machen).

 

Und Hier das Ergebnis des Schneidens:

Franken Cranken from Tom Thudium on Vimeo.

 

Insgesamt war das Jahr 2014 bisher schon ziemlich cool und ich konnte für mich das ein oder andere Highlight machen. Vor allem lag dies wahrscheinlich an der ein oder anderen erfolgreichen Gewichtsreduktion (keine Angst bin noch lang nicht Magersucht gefährdet, wenn ich Glück hab sieht man unter dem Polster demnächst mal wieder, dass ich Bauchmuskeln hab). Weiter hatte ich auch Glück, dass meine Verletzungen nicht zu schlimm waren und mich nur leicht beim Klettern beschränkten. Ich denke, dass ich mal wieder einen Schritt nach vorne getan habe und wenn ich diese Trends fortsetze geht in nächster Zeit und auch danach noch Einiges.