Alpin Klettern an den Zinnen

Offizielles Felskletter Team des Deutschen Alpenvereins (DAV)

Alpin Klettern an den Zinnen

Als Stefan mir im Frühjahr von seiner Idee erzählte, an der Westlichen Zinne die Schweizer Führe zu klettern, war ich nicht sonderlich motiviert. Mein Lieblings Bereich des Kletterns war immer noch das Bouldern, wo die Durchschnittshöhe bei 3m liegt. Die Schweizer Führe dagegen verläuft durch die Nordwand der Westlichen Zinne und schien mir als Boulderer, mit ihren 18 Seillängen UIAA 7 bis 9- und ihren 600m Kletterlänge definitiv zu lang.


Die Nordwände der drei Zinnen

Nach ein paar beeindruckenden Bildern war ich dann doch überredet und motiviert, jedoch musste zuerst noch das Problem mit der Ausdauer beseitigt werden.
Anfang August war es dann soweit. Der Hagel nachts bei unserer Anreise und die dutzenden Toten-Kreuze am Fuße der Zinnen sorgten für angespannte Stimmung. Um uns an die Kletterei und den Fels, welcher eigentlich ein einziger Schotter Haufen war zu gewöhnen, kletterten wir am ersten Tag eine 8 Stunden Route an der Westlichen Zinne und stellten schnell fest, dass bei all dem losen Gestein Griff-Tritt-Klettern die beste Fortbewegungsart war; nach dem Prinzip: Was einmal hält wird auch noch ein zweites mal halten.

Am darauffolgenden Tag standen wir morgens um 5 am Einstieg der Schweizer Führe. Die ersten Seillängen im 8ten Grad kletterten sich trotz der zusätzlichen Kilos an Friends und Keilen recht schnell und wir erreichten nach wenigen Stunden das gigantische Dach der Westlichen Zinne.


Morgens 6.30 Uhr in den ersten Seillängen der Schweizer Führe


Der Anmarsch auf das große Dach, sah von weitem eigentlich nicht so groß aus

Die Folgenden drei Seillängen welche im Grad 8 bis 9- lagen waren extrem anstrengend und wegen der exponierten Lage ziemlich spannend, vor allem da wir wussten, dass es ab hier nicht mehr möglich war sich abzuseilen und es nur noch den Weg nach oben gab. Wir fanden in den schweren Seillängen durchs Dach sogar hin und wieder Schlaghaken welche sich aber mit der bloßen Hand entfernen ließen und weder Vertrauens erregend noch hilfreich waren.
Nach den anstrengenden Seillängen durchs Dach wurde das Gelände deutlich leichter aber leider auch wieder brüchig und dank des tauenden Eises gab es regelmäßig Steinschläge. Die letzten 100m mussten wir am laufenden Seil klettern da die Zeit langsam knapp wurde. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Ausstieg der Tour und standen auf dem Gipfel, um die Aussicht zu genießen blieb leider keine Zeit. Wir mussten im Eiltempo mit dem Abstieg beginnen, da wir beide nicht motiviert waren dort oben zu übernachten. Nach einer Stunde Abstieg erreichten wir um 9 Uhr abends nach 15 stunden in der Wand unser Zelt und waren beide total am Ende. Nach einem weiteren Tag an den Zinnen fuhren wir nach Hause, wo für mich die Klettersaison, wegen einer Knochenabsplitterung im Ellenbogengelenk und einem beschädigtem Nerv leider endete.